ABI-Messungen durchführen: Der Ratgeber für Allgemeinmediziner
Lesedauer: 4 Min.
Der Knöchel-Arm-Index (ABI) ist ein wichtiger Indikator für die Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), bei der man von einer Prävalenz von bis zu 10 % in der Gesamtbevölkerung ausgeht. Die ABI-Messung ist schnell gemacht und hat bereits in vielen Hausarztpraxen Einzug gehalten. Auch einige gesetzliche Krankenkassen haben den Nutzen erkannt und die Untersuchung in ihre Hausarztverträge aufgenommen.
Sie könnte auch in Ihrer Praxis zu einem wichtigen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge werden - eine einfache Maßnahme mit großem Nutzen für Ihre Patienten.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Was ist der Knöchel-Arm-Index (ABI)?
- Wie wird die ABI-Messung durchgeführt und welche Messmethode passt zu Ihrer Praxis?
- Was gilt als normaler, pathologischer oder kritischer ABI-Wert?
- Wann und bei welchen Patienten wird die ABI-Messung empfohlen?
- Wie wird die ABI-Messung abgerechnet und vergütet?
Was ist der Knöchel-Arm-Index (ABI)?
Wie wird die ABI-Messung durchgeführt und welche Messmethode passt zu Ihrer Praxis?
1. Manuelle ABI-Messung mit Doppler – die klassische Methode
Vorteile:
- Kostengünstiges Equipment
- Flexibel und mobil einsetzbar
Nachteile:
- Zeitaufwendig (bis zu 30 Minuten)
- Manuelle Berechnung des ABI
- Ruhezeit von 15 bis 20 Minuten erforderlich
- Fehleranfällig
- Erfordert Erfahrung
- Patient muss sich entkleiden
- Gel notwendig
2. ABI-Messung mit automatischem ABI-Messgerät – schneller und einfacher durchführbar
Vorteile:
- Zeitsparend (wenige Minuten)
- Automatische Berechnung des ABI
- Keine Ruhezeit erforderlich
- Gleichzeitige Messung an allen Extremitäten
- Weniger Fehleranfällig
- Messung kann nach Einweisung an Mitarbeiter delegiert werden
- Patient kann eine Schicht Kleidung angezogen lassen
- Ergebnisse können gespeichert werden
Nachteile:
- Höhere Anschaffungskosten: Automatisierte ABI-Messgeräte sind teurer, zahlen sich aber durch die Zeitersparnis schnell aus.
Beispiele für vollautomatische ABI-Messgeräte:
Was gilt als normaler, pathologischer oder kritischer ABI-Wert?
1. Normale ABI-Werte
- Normale ABI-Werte liegen zwischen 0,91 und 1,3. Hier ist also alles in Ordnung, weil der Blutdruck in den Beinen dem der Arme entspricht oder sogar etwas höher ist. Die Durchblutung in den unteren Extremitäten ist gut und es liegen keine Anzeichen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) vor. Dennoch ist die regelmäßige Durchführung der ABI-Messung bei Patienten mit Risikofaktoren oder familiärer Veranlagung sinnvoll.
2. Pathologische ABI-Werte: Hinweise auf pAVK
- ABI 0,75 - 0,9: Mäßige pAVK. In diesem Bereich deutet der ABI auf eine leichte Durchblutungsstörung hin. Es könnte zu Beschwerden wie Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) kommen.
- ABI 0,5 – 0,75: Mittelschwere pAVK. Hier liegt eine höhergradige Gefäßverengung vor.
3. Kritische ABI-Werte: Ischämienachweis, Gefahr von Gewebeverlust
4. Erhöhte ABI-Werte über 1,3 – Was steckt dahinter?
Wann und bei welchen Patienten wird die ABI-Messung empfohlen?*
Zu typischen Symptomen einer pAVK zählen außerdem:
- Ruheschmerzen in Füßen/ Armen
- Nicht heilende Wunden
- Verfärbung der Haut an den Beinen oder Füßen (blass, bläulich)
- Eingeschränkte Beweglichkeit von Zehen/ Fingern
- Empfindungsstörungen an Zehen/ Fingern
- Nekrosen (insbesondere an Ferse und Zehen)
Darüber hinaus wird die ABI-Messung auch bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen empfohlen:
- Koronare Herzkrankheit
- Herzinsuffizienz
- Chronisches Nierenversagen
- Abdominales Aortenaneurysma
Zu den Risikofaktoren für pAVK gehören:
- Alter > 65 Jahre
- Alter < 65 Jahre, mit kardiovaskulären Risikofaktoren: Diabetes, Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörung
- Alter < 50 Jahre, mit familiärer Vorbelastung
Zusammengefasst wird die frühe ABI-Messung empfohlen bei:
- Symptomatischen Patienten
- Asymptomatischen Risikopatienten
- Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen
Wie wird die ABI-Messung abgerechnet und vergütet?
- Bayern: HzV-Vertrag AOK Bayern, POS. 1790: 15,00 Euro/Leistung
- Sachsen: HzV-Vertrag AOK PLUS Sachsen, § 73b Abs. 4: 2 x 10,00 Euro p.a.
- Sachsen-Anhalt: Hausarztvertrag der AOK Sachsen-Anhalt und der IKK gesund plus ab 01.10.2018 bei Abrechnung der Ziffer 99847 mit 15,00 EUR honoriert
Die ABI-Messung bietet Ihren Patienten folgende Vorteile:
- Früherkennung von pAVK: Erkennt Gefäßerkrankungen früh, bevor Symptome auftreten.
- Schmerzfrei und schnell: Eine einfache, nicht-invasive Untersuchung, die nur wenige Minuten dauert.
- Überwachung von Risikopatienten: Ideal für Personen mit Diabetes, Bluthochdruck oder Rauchern zur regelmäßigen Kontrolle.
- Gezielte Therapie: Die frühzeitige Behandlung verhindert schwerwiegende Folgen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Gewebeverlust.
Fazit
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* Criqui MH, Matsushita K, Aboyans V, Hess CN, Hicks CW, Kwan TW, McDermott MM, Misra S, Ujueta F; American Heart Association Council on Epidemiology and Prevention; Council on Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology; Council on Cardiovascular Radiology and Intervention; Council on Lifestyle and Cardiometabolic Health; Council on Peripheral Vascular Disease; and Stroke Council. Lower Extremity Peripheral Artery Disease: Contemporary Epidemiology, Management Gaps, and Future Directions: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2021 Aug 31;144(9):e171-e191. doi: 10.1161/CIR.0000000000001005. Epub 2021 Jul 28. Erratum in: Circulation. 2021 Aug 31;144(9):e193. doi: 10.1161/CIR.0000000000001019. PMID: 34315230; PMCID: PMC9847212.